Die Welt der Technologie steht vor einem bedeutenden Wandel. Während wir uns an Smartphones, Smartwatches und VR-Headsets gewöhnt haben, steht die nächste große Revolution schon in den Startlöchern: Augmented Reality (AR). Mit der AR-Brille „Orion“ von Meta bringt das Unternehmen einen Prototyp auf den Markt, der einen ersten Blick auf die Zukunft der Computertechnologie bietet. Doch was kann diese Brille wirklich, wofür ist sie gut, und wann werden wir sie im Alltag nutzen können?
Was ist „Orion“? Ein Überblick über die neue AR-Brille
Orion ist der Codename für Meta’s erste eigene AR-Brille, die es schafft, digitale Informationen direkt in das Sichtfeld der Nutzer zu projizieren. Äußerlich sieht sie dabei aus wie eine gewöhnliche Brille, doch im Inneren steckt eine hochentwickelte Technologie. Mark Zuckerberg, der CEO von Meta, beschreibt AR-Brillen als den „heiligen Gral“, der eines Tages unsere Smartphones ersetzen könnte. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Die aktuelle Version der Orion-Brille ist kein marktreifes Produkt, sondern vielmehr ein beeindruckender Prototyp, der den aktuellen Stand der Technologie demonstriert. Meta hat die AR-Brille zwar nicht zum Verkauf freigegeben, zeigt sie jedoch ausgewählten Nutzer, um Feedback zu sammeln und die Technologie weiterzuentwickeln.
Was kann die Orion AR-Brille? – Die technischen Details
Orion setzt auf einige beeindruckende technische Innovationen, die zeigen, dass Meta sich auf die Entwicklung der nächsten großen Plattform konzentriert. Im Kern ist Orion ein winziger Computer, den man auf dem Gesicht trägt, doch das bringt einige Herausforderungen mit sich. Die bisherigen Hürden von AR-Brillen waren Displays, die entweder zu schwer, zu heiß, von niedriger Auflösung oder mit einem zu kleinen Sichtfeld ausgestattet waren. Orion hebt sich in diesen Punkten deutlich ab.
Die Brille nutzt Micro-LED-Projektoren, die Grafiken auf die Linsen projizieren, die aus Siliziumkarbid statt Glas bestehen. Dieser Werkstoff ermöglicht nicht nur mehr Haltbarkeit und Leichtigkeit, sondern auch eine deutlich höhere Lichtbrechung. Dadurch wird es möglich, größere und schärfere Bilder zu erzeugen, die mehr von deinem Sichtfeld abdecken. Die Brille bietet ein Sichtfeld von 70 Grad – ein Wert, der in der Welt der AR-Brillen bisher unerreicht ist.
Zur Steuerung nutzt Orion eine Kombination aus Augen- und Handtracking, Sprachsteuerung und einem sogenannten „Neural-Armband“. Dieses Armband interpretiert mit Hilfe von Elektromyographie (EMG) die neuralen Signale deiner Handgesten und übersetzt sie in Befehle für die Brille. Ein einfaches Zusammendrücken von Daumen und Zeigefinger kann beispielsweise dazu dienen, ein Objekt auszuwählen.
Wozu ist die AR-Brille gut?
Zuckerberg hat eine klare Vorstellung davon, wie Menschen in Zukunft AR-Brillen wie Orion nutzen werden: Zum einen, um mit anderen zu kommunizieren, indem digitale Informationen – sogenannte „Hologramme“ – in die reale Welt eingebettet werden. Zum anderen, um mit Künstlicher Intelligenz zu interagieren. Ein Beispiel dafür ist eine Demo, in der die Brille in der Lage war, Zutaten auf einem Tisch zu erkennen und in Sekunden ein Smoothie-Rezept zusammenzustellen.
Ein weiteres Anwendungsbeispiel ist das Spielen von 3D-Games in AR. So konnte der Journalist Alex Heath von The Verge während seiner Demo mit Mark Zuckerberg eine Art virtuelles „Pong“ spielen, bei dem beide ihre Brillen synchronisieren und mittels Handtracking die Paddles steuern konnten. Auch ein Messenger-Call mit einer externen Person wurde demonstriert, bei dem in der Zukunft sogar die Möglichkeit besteht, Avatare einzublenden, die die Gesichtsausdrücke des Nutzers nachahmen.
Herausforderungen und der Weg zur Marktreife
Orion klingt zwar vielversprechend, aber noch gibt es zahlreiche Herausforderungen. Eine der größten Hürden ist der hohe Preis. Laut Meta kostet die Herstellung einer einzigen Orion-Brille derzeit rund 10.000 US-Dollar. Der Hauptgrund hierfür sind die komplexen und teuren Siliziumkarbid-Linsen, die Meta ursprünglich als zukunftsweisend ansah. Leider hat sich die erwartete Preissenkung der Materialien nicht eingestellt, sodass die Brille momentan weit über dem liegt, was Konsumenten bereit wären zu zahlen.
Ein weiteres Problem ist die Batterielaufzeit. Aktuell hält die Brille gerade einmal zwei Stunden, was für den Alltagsgebrauch schlichtweg zu wenig ist. Dazu kommt, dass die Brille nicht autark funktioniert. Sie muss mit einem Compute-Puck – einer Art drahtloser Prozessor – und einem Neural-Armband verbunden sein. Entfernt man sich mehr als 3,5 Meter von diesem Puck, wird die Brille unbrauchbar. Dennoch arbeitet Meta daran, die Hardware zu optimieren und die Kosten zu senken.
Der Einfluss von AR-Brillen auf die Zukunft
Augmented Reality hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir mit der digitalen und physischen Welt interagieren, komplett zu verändern. Anstatt auf ein Display zu schauen, könnten wir Informationen direkt vor unseren Augen sehen und mit digitalen Objekten interagieren, als wären sie Teil der realen Welt. Das könnte alles von Videokonferenzen über Gaming bis hin zur Produktivität revolutionieren.
Die Orion-Brille zeigt, dass es technisch bereits möglich ist, viele dieser Visionen in die Realität umzusetzen. Hologramme, die in den Raum projiziert werden, virtuelle Meetings, die wie echte Besprechungen wirken, oder sogar die Möglichkeit, komplett auf Smartphones zu verzichten – all das könnte schon in den nächsten Jahren Wirklichkeit werden.
Der Wettbewerb um den AR-Markt
Meta ist nicht allein auf diesem Markt. Apple hat mit seiner Vision Pro ebenfalls einen Vorstoß in die Welt der AR gemacht, wenngleich das Unternehmen plant, seine eigene AR-Brille erst in einigen Jahren auf den Markt zu bringen. Auch Snap und Google arbeiten an AR-Brillen und Smart Glasses, und es wird spannend zu sehen, wer letztlich die Oberhand gewinnen wird.
Meta hat allerdings einen entscheidenden Vorteil: Das Unternehmen hat bereits Erfahrung im Bereich der VR mit seiner Quest-Serie und hat sich in der Entwicklung von AR-Technologien, wie den Ray-Ban Meta Smart Glasses, einen Namen gemacht. Auch das Ziel, ein eigenes Ökosystem jenseits von Apple und Google aufzubauen, könnte Meta auf lange Sicht helfen, sich als dominanter Spieler auf diesem Markt zu etablieren.
Wann können wir die Orion-Brille erwarten?
Auch wenn die Orion-Brille momentan nur ein teures Entwickler-Tool ist, plant Meta bereits die nächste Version. Das, was ursprünglich als die zweite Generation gedacht war, soll die erste marktreife Version werden. Diese Brille soll in den kommenden Jahren auf den Markt kommen und preislich vergleichbar mit Smartphones oder Laptops sein. Gleichzeitig arbeitet Meta an einer abgespeckten Version, die bereits nächstes Jahr als „Hypernova“ erscheinen könnte. Diese Brille wird zwar nur eine kleine Anzeige haben, aber ebenfalls mit dem Neural-Armband gesteuert werden können.
Fazit: Die Zukunft ist nah, aber noch nicht ganz greifbar
Meta’s AR-Brille „Orion“ ist ein faszinierender Blick in die Zukunft der Augmented Reality. Die Technologie ist beeindruckend, aber es gibt noch viele Hürden zu überwinden, bevor AR-Brillen massentauglich werden. Dennoch zeigt Meta, dass wir auf dem Weg in eine Zukunft sind, in der digitale und physische Welten nahtlos miteinander verschmelzen.